Update 23.11.2014: jetzt gibt es eine Bildergalerie
Die Strecke von Stendal nach Weimar.
(Eva) Auf die Plätze, fertig und …
Wie ist eigentlich so ein Abschied? Ein Abschied für ein bisschen länger und dem Wissen, in naher Zukunft nicht mehr ganz so schnell mit der (nicht streikenden ^^) Bahn zurück zu kehren?
Ich würde sagen, unser Abreisetag hatte nicht die typischen Anzeichen von Trauer und Sentimentalität, zumindest nicht bei Viktor und mir… Wir wollten endlich los, freuten uns aufs Neue und hatten für alles andere auch gar keine Zeit – wir sind an diesem Dienstag spontan aufgebrochen, aus allen Winkeln unseres Wohngartens wurde unser Lebensequipment für die nächsten Monate (Jahre?) von uns und zwei fleißigen Helfern (Danke Flo, Danke Gunnar!) zusammengetragen, (geputzt^^) und alles wurde hektisch gepackt… Tja, egal wieviel man vorbereitet, man ist eigentlich nie ganz fertig und diese Spontanabreise war eine super Entscheidung, denn wir würden sonst wahrscheinlich immer noch dort sitzen und vorbereiten und den Garten pflegen undundund…
So blieb dann vielleicht zwar die ein oder andere Kleinigkeit zurück und wir fragten uns irgendwann: „Mist, was ist jetzt eigentlich mit der Kacke??“ Dieser Gedanke hängt mit unserem Kompostklo zusammen, aber lieber Norm, ich glaube das regelt sich von fast alleine^^!
Hoppladihopp, sind wir also losgefahren, ein letzter Blick in den Garten wurde uns von den wahnsinnig schweren Fahrrädern erschwert, die Hunde machten Rambazamba – aber immer noch flankiert von Flo und Gunnar, die sich dieses Spektakel auch nicht entgehen lassen wollten 😉
…Ich muss ja gestehen: Ich war nervös… Noch nie so ein schweres Fahrrad gefahren, meist ohne Anhänger, die Ida war auch ganz schön aufgedreht… und dann noch diese Klickpedale… „Bloß nicht ausversehen einklicken… bloß nicht….“ Tja, mein „Erstes Mal“ mit diesen Wunderschuhen hatte ich am Vorabend im Wald, da dachte ich irgendwann, dass es ja gar nicht so schwer sei, wie ich mir das ausgemalt hatte und wurde etwas weniger umsichtig… Wie es dann wohl Jedermann und Jederfrau passiert, kam ich natürlich beim nächsten Halt nicht schnell genug raus… Seitdem bin ich wohl noch zweidreivierfünfmal umgefallen (das ist ja so ein schönes Zeitlupentempo ;-P ), aber inzwischen liebe ich diese Klicker trotzdem!
Okidoki – in Stendal noch ein paar Pakete wegbringen und dann endlich los Richtung Tangermünde… Die Zeit hat unsern Flo dann recht schnell in sein tägliches Leben zurückgeholt, und so blieb uns noch Gunnar, der dann sogar die erste Nacht mit uns im Zelt verbracht hat!
„Eine Nacht im Zelt ist schlimmer, als eine ganze Woche zu Hause!“ – so fasste Gunnar seine und unsere erste Nacht im Zelt zusammen… ja, es war stürmisch, regnerisch und Gedanken von erfrierenden Hunden (Eva), herabfallenden Ästen (Gunnar) und umfallenden Fahrrädern (Viktor), raubten jedem von uns ein bisschen Schlafenszeit… Aber, lieber Gunnar, seitdem ist nicht jede Nacht im Zelt so schlimm gewesen!
Das war also unsere Abreise samt erster Etappe – denn los ist los, zurück fährt man auch 20 km nicht mehr!
Smile by Eva ;-D
(Viktor) Auf die Plätze, fertig, los!
In Stendal gestaltete sich das Losfahren anstrengend und langwierig. Das Warten wurde langsam unerträglich, denn es fehlten mir noch einige Nachweise für Prüfungen und meine Abschlussarbeit und diese ließen sich Zeit. Etwas überhastet wurde das Fahrrad gepackt, die Restsachen per Post zu den Eltern geschickt und die Karawane nahm ihren Weg Richtung Weimar auf. Der Himmel bedeckte sich mit grauen Wolken, der Wind frischte auf. Freunde begleiteten uns noch ein Stückchen Richtung Tangermünde, bis ihre Uhren sie drängten bald den Weg in das warme Heim und ihre täglichen Aufgaben, Gunnar jedoch beschloss uns noch bis zum nächsten Morgen zu begleiten. Unsere tägliche Aufgabe würde das Fahrradfahren werden, mit den der Notwendigkeit des Ab- und Abbauens des Zeltes, das Fragen nach Wasser und das besorgen von Essen.
Die erste Nacht bescherte uns aufgrund des stürmigen Wetters unruhigen Schlaf. Des Öfteren kamen Gedanken von Ästen beschädigten Autos und erschlagene Menschen durch herabfallende Äste. So krochen wir am nächsten Morgen müde, jedoch mit einer Erfahrung reicher aus dem Zelt. Das Wetter überraschte uns nicht, nach einem vierstündigen Packen und sich Vorbereiten auf die Fahrt, kamen die ersten Regentropfen mit denen Gunnar seine Heimreise antrat und für uns nun die Reise zu zweit weiter ging. Die Regentropfen leisteten uns bis zum Abend Gesellschaft und trommelten uns an der Zeltwand ein monotones Schlaflied.
Durch die gewohnte Sitzarbeit im Alltag und die ungewohnte und langanhaltende kreisende Bewegung der an den Pedalen klebenden Füße des Tretlagers, wurden die Beine schnell schwer und in den nächsten Tagen verkatert und müde. Die Sinnesorgane gewöhnten sich an die vielen Reize der Umgebung und an die ständige Suche nach der Wegbeschilderung.
Wir kamen langsam voran. Bepackt mit 40 bis 50 Kilo Gepäck + Anhänger mit Hund/Hunden glichen wir voll beladenen LKW´s, die langsam aber stetig ihre Wegstrecke zurücklegen. Mit dem gemütlichen Tempo von 10 km/h schleppten wir uns die Elbe bis Magdeburg, kurz danach die in die Elbe mündende Saale weiter entlang, deren Hänge uns mit einer ausgezeichneten und teuren Flasche Weißwein „beschenkten“ und einem für Stendaler ungewohnt schönen Weitblick auf die Burgen Rudelsburg und Saaleck,
bei dem der leere Magen den Wein in seine einzelnen Bestandteile zerlegte und den Ausblick beeindruckender und geschmackvoller werden ließ. Ab hier war es nur eine Tagesetappe nach Weimar, die es in sich hatte.
Die geschundenen Muskelfasern der Oberschenkel, die schon sieben Tage durchgehalten hatten, hatten die schwierigste Etappe noch vor sich. Die kurzen An- und Abstiege fordern von einem die Entscheidung ab, lasse ich den Hund aus dem Anhänger raus oder nicht – wenn man sich für das „Raus“ entscheidet, bedeutet es einen größeren Zeitaufwand in Kauf zu nehmen, lässt man ihn im Anhänger, so sind bald die Oberschenkel angeschwollen und wollen fast platzen.
Da unsere Muskeln die verschiedensten Anstrengungen schon hinter sich hatten, wollten diese nur krampfen und sich ausruhen. Der angeschlagene physische Zustand wirkte auf die Psyche und es wurde langsam Zeit anzukommen und das leckere und reichlich vorbereitete Essen unserer Mutti genussvoll zu verschlingen.
Viktor
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